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Europa Club 1 – Ökönom Béla Kádár über die globale Wirtschaftskrise

3. November 2011

Im Rahmen der Diskussionsreihe Europa Klub wurde Prof. Béla Kádár, Wirtschaftsminister a.D., Ökonom und Ehrenpräsident der Ungarischen Gesellschaft für Ökonomie, von Prof. Ferenc Glatzeingeladen, um über die Zusammenhänge und den Hintergrund der Wirtschaftskrise einen Vortrag („Die internationale Krise und Ungarn“) zu halten.

Nach Meinung von Prof. Béla Kádár wurde die gegenwärtige Krise durch einen Problembündel heraufbeschwört, welcher ähnliche Züge zeigt wie die Wirtschaftskrise von 1929, aber zugleich auch komplexer gestaltet ist. Hierbei sei zu erkennen, dass die wahren Gründe nicht ausschließlich im wirtschaftlichen und finanziellen Bereich zu suchen sind und dementsprechend auch nicht mit den üblichen wirtschafts- und finanzpolitischen Mechanismen aufgehoben werden können. Hierbei betont er, dass es sich nicht um eine, die gesamte Welt ergreifende Krisensituation handelt, obschon diese Tendenzen aufweist, welche global bedingt sind und zugleich globale Auswirkungen hat. In diesem Zusammenhang bot er eine zusammenfassende Analyse dieser global bedingten, die euroatlantischen Region betreffenden und die in Ungarn präsenten Faktoren. Zu den globalen Faktoren zählen: die weltweit ansteigenden Aufwendungen für die Beseitigung von Naturkatastrophen; die seit 1945 immer stärker präsente weltweite Verflechtung der Nationalwirtschaften, welche sich zwar positiv auf die Ausbildung einer globalen Wirtschaft auswirken, aber es werden parallel nicht die nötigen Voraussetzungen für die Einführung von wirksamen Kontrollmechanismen geschaffen; der wachsende Einfluss der Großunternehmen (40% des weltweiten GDP, 60% des Handels, 80% des Kapitalverkehrs und 90% der Hightech-Industrien werden von 500 Großunternehmen kontrolliert, die sich in 10-15 „Großkoalitionen“ zusammenschließen) gegen die die ca. 180 Nationalstaaten oft machtlos sind; die Aufstockung und Neuverteilung von enormen Kapitalsummen durch die Finanzwelt, die als Gegenleistung für die Finanzierung des steigenden Kapitalbedarfs der Politik und der Politiker relativ uneingeschränkt ihre Geschäfte auf dem Geldmarkt abwickeln kann (2010 konnte im Bereich der Warenherstellung, die den international geltenden Regeln unterliegt, ein Gesamtwert von 61 000 Milliarden USD erzielt werden, während im gleichen Zeitraum der Gesamtwert der von den Banken geschaffenen Geldmärkte und Derivative 601 000 Milliarden USD betrug). Prof. Kádár ging ebenfalls im Einzelnen auf die Herausforderungen ein, denen sich die euro-atlantische Region zu stellen hat: die Diskrepanz zwischen den gegenwärtigen Wirtschaftstendenzen und dem Institutionssystem der politischen Demokratie, welche zu einer verstärkte Rolle des Staates oder zur Erosion der gegenwärtigen politischen Struktur führen wird; der Rückgang der Bevölkerungszahlen, somit eine demographische Krise, welcher eine ernste Gefahr für die Aufrechterhaltung der Institution des Wohlfahrtstaates bedeute; eine sich ausweitende Krise der bisher geltenden Werte mit Hinsicht auf das Zukunftsbild, die Motivation und die Belastbarkeit der aufwachsenden Generationen; der Mangel an kompetenter und leistungsorientierter Arbeitskraft, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Staatsverwaltung und eine politische Führungsschicht, welche nicht im Besitz der nötigen Fachkenntnisse ist. In Verbindung mit Ungarn sprach der Vortragende darüber, dass die gegenwärtige Krise eine aktive Mobilisierung der ungarischen Gesellschaft und eine weitsichtige Wirtschaftspolitik erfordern würde. Der Konsum muss den Leistungen in der Produktion angepasst werden, es muss eine entsprechende Arbeitsethik entwickelt und eine marktfähige Facharbeitskraft geschaffen werden, und parallel hierzu müssen Investitionen entstehen, die sich auf dem Markt behaupten können.