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IV.
Veranstaltungen

 

1. Konferenzen

 

Sprachgesetze und sprachliche Rechte in Ostmitteleuropa (19. Juni 2002)

Gemeinsam mit dem Institut für Ethnische und Nationale Minderheiten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Im Rahmen des Projekts des Instituts über die Zukunft der kleinen Völker Ostmitteleuropas beschäftigte sich diese Fachtagung unter der Beteiligung von etwa 50 Wissenschaftlern und politischen Vertretern nationaler Minderheiten mit den verschiedenen Modellen der Regelung des Sprachgebrauchs in Staaten mit multinationaler Bevölkerung. Die Diskussion berührte viele menschenrechtliche, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte der nationalstaatlichen, regionalen und gesamteuropäischen Regelung des Sprachgebrauchs der nationalen Minderheiten. Die Vorträge der Veranstaltung überblickten die in den vergangenen zehn Jahren in den einzelnen ostmitteleuropäischen Ländern verabschiedeten Gesetze über die Sprache. Der Gesichtspunkt der Untersuchung ist: inwieweit dienen diese Gesetze der Bewahrung der sprachlichen und nationalen Vielfalt Mitteleuropas, oder eventuell der Zerstörung der nationalen Besonderheiten?

Deutsch-ungarisches Forum in Berlin (22.–23. November 2002)

Gemeinsam mit dem Ungarischen Rat der Europäischen Bewegung und dem Institut für Europäische Politik in Berlin. Unter dem Titel „Europapolitische Weichenstellungen für die erweiterte EU” beschäftigte sich das seit 1991 jedes Jahr stattfindende Forum hochrangiger Experten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft der beiden Länder mit aktuellen Problemen des europäischen Integrationsprozesses. Die folgenden Themen standen im Vordergrund der Paneldiskussionen und der Arbeitsgruppengespräche: Der Konvent und die Diskussion über eine Verfassung der Europäischen Union, das Endspiel der Beitrittsverhandlungen sowie die öffentliche Meinung zur europäischen Integration in Deutschland und Ungarn. Die Tagung wurde mit Ansprachen der beiden Außenminister, Joschka Fischer und László Kovács, eröffnet und mit Stellungsnahmen von Staatssekretär im Ungarischen Außenministerium, András Hajdu und Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Bundeslandes Brandenburg, abgeschlossen. Unter den etwa 80 Teilnehmern konnten viele Parlamentsabgeordnete, 5 Staatssekretäre, andere hochrangige Politiker, Wissenschaftler und Journalisten begrüßt werden.

Systemwandel und Wirtschaftsrecht im postkommunistischen Europa
(4. Dezember 2002 )

Gemeinsam mit dem Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der UAW. Eingeleitet von Prof. Tamás Sárközy

Der politische Systemwandel in den ostmitteleuropäischen Ländern ging dem wirtschaftlichen Systemwandel voraus. Eine Ausnahme stellte Ungarn dar: hier wurden schon im Oktober 1988 jene Gesetze angenommen (vor allem das Gesetz über die Freiheit der Wirtschaftsgesellschaften), die die Gründung von auf dem Privateigentum basierenden Unternehmen ermöglichte. Nur darauf folgten im Jahre 1989 die Schaffung des Mehrparteiensystem, die Sicherstellung der kulturellen Freiheitsrechte, und im Jahre 1990 die Abhaltung der freien Parlamentswahlen. Auf dem Gebiet des Wirtschaftsrechts ist eine Kontinuität zwischen 1979 und der heutigen Situation feststellbar. – Von der Konferenz wurden die einzelnen Teilgebiete des Wirtschaftsrechts im westeuropäischen Vergleich behandelt (Bank, Vereinigung, Unternehmen usw.). (65 Teilnehmer)

Aktuelle Fragen des Insolvenzrechts in Österreich und Ungarn (4. Dezember 2002)

Gemeinsam mit dem Center of Legal Competence, Wien.

Eine Voraussetzung für das Funktionieren der Marktwirtschaft ist die genaue staatliche Regulierung der Insolvenz durch den Staat. Das heißt: im autonomen Rechtssystem des Staates sollen sowohl die inländischen, als auch die ausländischen Investoren die Voraussetzung für die Sicherheit des Unternehmens vorfinden. Wie es auch das Interesse der Arbeitnehmer ist: das Risiko der Arbeitnehmer soll berechenbar sein, wenn der Unternehmer die Insolvenz anmeldet. Die Wirtschaft Ungarns beruht zwar seit 1988 auf marktwirtschaftlichen Prinzipien, doch ist die juristische Regelung der zu ihrem Funktionieren erforderlichen Details noch im Verzug, wurde auf der Konferenz festgestellt. Auch die juristische Regelung der Zahlungsunfähigkeit des Jahres 1991 wurde von zahlreichen Kritiken betroffen. Das Europa Institut Budapest hat es unternommen, mit den Mitarbeitern des Center of Legal Competence, Wien die Konzeption eines neuen ungarischen, EU-konformen Insolvenzgesetzes auszuarbeiten. Der Konferenz war eine vorbereitende Arbeit von der Dauer eines Jahres vorausgegangen. Als Ergebnis dieser Arbeit wurde die Konzeption der Thesen des Insolvenzgesetzes fertiggestellt, die Thematik des Gesetzes über die Zahlungsunfähigkeit und die Thematik des Gesetzes über die Endabrechnung. Diese schriftlichen Materialien wurden den Mitarbeitern des CLC sowie den Banken in Ungarn in deutscher und ungarischer Sprache zugesendet. An der Finanzierung der Konferenz nahmen der Ungarische Bankverband und 17 Geldinstitute in Ungarn teil. An der Konferenz nahmen die Mitarbeiter der ungarischen Banken, Rechtsprofessoren, Beamte des Justizministeriums und des Amtes des Ministerpräsidenten als Referenten und als Teilnehmer teil.

Auf der Konferenz wurde ein Vortrag gehalten über die Insolvenzregelung der EU-Mitgliedstaaten und der USA, ein besonderer Vortrag wurde über das Insolvenzsystem Österreichs, über die Sicherstellung der berechtigten Forderungen der Arbeitnehmer im österreichischen Recht, über die Entsprechungen all dieser in Ungarn gehalten. Eine Neuheit dieser Konferenz war es, dass ein Stipendiat des Europa Instituts Budapest einen Vortrag über die Zusammenhänge zwischen dem Insolvenzgesetz und dem Umweltrecht hielt.

An der eintägigen Konferenz nahmen 71 Personen teil.

Globalisierung und die englische Sprache in Ostmitteleuropa (10. Dezember 2002)

Das Europa Institut Budapest beschäftigt sich im Rahmen eines mehrjährigen, aus externen Mitteln finanzierten Projekts mit der Zukunft der kleinen Völker Ostmitteleuropas. Im Rahmen dieser Forschungen wurde ein Rundtischgespräch mit 15 Sprachwissenschaftlern, Sprachlehrern, Historikern und Sozialwissenschaftlern über den Einfluss der englischen Sprache auf die heutige Kultur, mit besonderer Rücksicht auf die Zukunft der Sprachen der kleinen Nationen, organisiert. Alle Teilnehmer waren der Meinung, dass die Pflege der muttersprachlichen Kultur eine wichtige Aufgabe des Staates ist. Gleichzeitig ist die qualitative und quantitative Erhöhung der Fremdsprachenkenntnisse der ostmitteleuropäischen Bevölkerung zur besseren Vertretungsfähigkeit ihrer eigenen Interessen auch mit staatlichen Mitteln zu fördern.

Gesetz über die Grundschuld und Europa-Kompatibilität (18.–19. März 2003)

Gemeinsam mit dem ungarischen Ministerium für Landwirtschaft und Territorialentwicklung, dem ungarischen Justizministerium und dem Verband Deutscher Hypothekenbanken. In Ungarn waren von 1997 an wieder die Grundschulden (Hypotheken), das bedeutet auch, dass die Hypothekenbeleihung zu einer selbständigen Tätigkeit wurde, die Zahl stieg zwischen 1997 und 2001 auf mehrere Tausend. Dies trug zum Aufschwung des Geld-, bzw. des Kreditverkehrs bei, wurde doch so zur Sicherheit für den Kredit die Hypothek. Es ist das Interesse der ausländischen Investoren, dass sie den Kredithandel auch in Ungarn fördern, und dass sie ungarische Kreditbestände kaufen können. Die Mitarbeiter und Stipendiaten des Europa Instituts Budapest lernten durch die Zusammenarbeit mit CLC, Wien die Vertreter des Verbandes Deutscher Hypothekenbanken kennen, die die Abhaltung der Konferenz vorschlugen und finanzierten. Auf der vom Institut organisierten Konferenz hielten stellvertretende Staatssekretäre des Ministeriums für Landwirtschaft und Territorialentwicklung und des Justizministeriums Vorträge, außerdem meldeten sich Otto Soergel (Berlin), Peter Mehrstallinger (Wien) und Ferenc Henrik Glatz (Budapest) sowie Erik Landgraf, Mitarbeiter der Földhitel és Jelzálogbank Rt. [Grundschuld- und Hypothekenbank AG] (dem größten Hypothekengeldinstitut Ungarns) zu Wort. Auf der Tagung am 18. März wurden Vorträge über die ungarische Praxis und Zukunft, über die europäische Praxis der durch Grundschulden gesicherten Hypothekenkredite gehalten und Debatten geführt, während am zweiten Tag über die Hypothekenschuld als Möglichkeit der Einführung des Urkundenrechts sowie über die voraussichtliche Reform der Immobilienregistrierung in Ungarn eine Debatte geführt wurde. (Im Kreise der Investoren in Ungarn ist die einzigartige Ungeregeltheit der Immobilienregistration in Ungarn ein gut bekanntes Problem, das den Verkehr der ausländischen Investitionen und des Immobilienmarktes in Ungarn behindert.) Am ersten Tag der Konferenz nahmen 36, am zweiten Tag 61 Personen von den führenden Banken Ungarns und den Ministerien teil.

Genetisch manipulierte Lebensmittel in der EU (17. April 2003)

Europa leistet Amerika einen großen Widerstand, was die Genehmigung des Verkehrs der genetisch manipulierten Lebensmittel anbelangt. Auf der ganztägigen Konferenz des Europa Instituts Budapest und des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums der Ungarischen Akademie der Wissenschaften diskutierten die besten ungarischen Agrarfachleute (an der Konferenz nahmen 19 Mitglieder der UAdW teil) und Mikrobiologen die Unterschiede zwischen der europäischen und der amerikanischen Nahrungsgüterpolitik und der Situation in Ungarn. Die Meinungen stimmten überein: wir können es nicht sicher feststellen, wie sich die genetisch manipulierten Lebensmittel auf den Organismus des Menschen auswirken. Daraus ziehen die Europäer die Lehre, dass die Genmanipulation streng beschränkt werden muss, diesen Standpunkt vertreten die europäischen und die ungarischen Agrarexperten und die Ärzte. Den anderen Standpunkt – bei dem Freihandel – nehmen die Mikrobiologen ein, nach denen das Befremden der Europäer ganz einfach damit erklärt werden kann, dass sie – im Gegensatz zu Amerika – nicht imstande sind, die Ergebnisse der Molekularbiologie in der praktischen Produktion anzuwenden.

Teilnehmerzahl: 109 Personen

Minderheitenschutz in Südtirol: Beispiel und Lehre (16. Mai 2003)

Gemeinsam mit dem Institut für Ethnische und Nationale Minderheiten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und mit der Europäischen Akademie in Bozen (Bolzano). Der Hauptzweck der Veranstaltung war es, die Vertreter der Organisationen der nationalen Minderheiten in Ungarn über die Besonderheiten des Südtiroler Modells der Minderheitenpolitik zu informieren. Unter den Teilnehmern an diesem wissenschaftlichen Gedankenaustausch erschienen alle für die Minderheitenpolitik in Ungarn zuständigen hochrangigen Politiker und diskutierten die Vorträge der österreichischen und ungarischen Wissenschaftler. Prof. Joseph Marko, Direktor der Europäischen Akademie in Bozen, sprach über Südtirol als ein mögliches „Exportmodell für den Balkan”. Sein Kollege in Bolzano, Prof. Gabriel von Toggenburg, sprach über die europäische Kompatibilität des Modells. László Szarka, Direktor des Instituts für Ethnische und Nationale Minderheiten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und weitere drei Referenten analysierten die bisherige Rezeption des Südtiroler Modells in Ungarn im Vergleich mit anderen europäischen Modellen der Minderheitenautonomie. Die sich anschließende lange Diskussion der etwa 50 Theoretiker und Praktiker der Minderheitenpolitik war äußerst lebendig.

 

2. Vorträge

 

László Péter(School of Slavonic and East European Studies of the University of London): Die politische Deutung der Heiligen Krone Ungarns von einer europäischen Perspektive aus (14. Juni 2002)

Die Heilige Krone Ungarns ist seit vielen Jahrhunderten ein Kultgegenstand von hoher symbolischer politischer Bedeutung. Prof. Péter verglich diesen politischen Kult mit verschiedenen ost- und westeuropäischen Symbolen staatlicher Legitimität. Seine umfassende verfassungsgeschichtliche Analyse bezog viele historische und gegenwärtige Interpretationen mit ein. Nach dem Vortrag kam es unter den anwesenden etwa 25 bekannten Historikern zu einem lebhaften Werkstattgespräch über kulturelle und historische Elemente der europäischen Identität. István Deák (Columbia University New York): Jedwabne. Die Aufarbeitung des Holocaust (17. Juni 2002)

Gemeinsam mit dem Institut für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Jedwabne ist ein kleiner Ort in Polen, wo am 10. Juli 1941 die gesamte lokale jüdische Bevölkerung (etwa 1000 Menschen) Opfer eines brutalen Pogroms geworden sind. Der bekannteste amerikanische Ostmitteleuropa-Historiker, Prof. Deák, analysierte die verschiedenen Interpretationen der möglichen Gründe für diese Tragödie. Die anschließende Diskussion der etwa 60 anwesenden Historiker und Politikwissenschaftler beschäftigte sich unter anderem mit den Besonderheiten des Antisemitismus in den verschiedenen Teilen Europas.

Der Holocaust und die Aussiedlung der Deutschen sind in der Geschichte des 20. Jahrhunderts die beiden schwerwiegendsten ethnischen Tragödien. Deshalb fasste die Leitung des Instituts den Beschluss, sich mit den beiden bis zum heutigen Tag lebenden Polemiken unter Einladung eines ausländischen Referenten zu beschäftigen.

Georg Iggers (University of Buffalo und Göttingen): An Attempt at a New Comprehensive History of Modern Historiography (24. Juni 2002)

Prof. Iggers ist weltweit der bekannteste Erforscher der Geschichte der modernen Geschichtswissenschaft. Zurzeit schreibt er gemeinsam mit einem japanischen Kollegen eine neue Synthese, in die zum ersten Mal die Geschichte der europäischen Geschichtsschreibung wirklich global eingebettet wird. Mit der Hilfe von Kollegen von allen Kontinenten versucht er es, den globalen Einfluss des europäischen geschichtlichen Denkens im Vergleich mit den jeweiligen lokalen Besonderheiten einzuschätzen. Seinem Arbeitsbericht folgte eine lebhafte, auf die Grundfragen des europäischen Geschichtsbewusstsein eingehende Diskussion vor etwa 50 Zuhörern.

Anton Schindling (Universität Tübingen): Kriegserfahrungen im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges (20. September 2002)

Prof. Schindling berichtete über das auch mit europäischen Forschungsgeldern unterstützte, großangelegte Projekt seiner Universität unter dem Titel „Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit”. Das Projekt erforscht die sozialen und kulturellen Aspekte großer europäischer Kriege unter folgender Fragestellung: wie wird das heutige europäische „kollektive Gedächtnis” von den Erinnerungen an diese Kriegserfahrungen beeinflusst? Die etwa 30 Fachleute verschiedener Perioden unter den Zuhörern fanden den Vortrag sehr stimulierend und führten anschließend eine Diskussion, die historische und gegenwärtige politische Aspekte der Problematik untersuchte.

Daniel Tollet(Sorbonne, Paris): Religion und Ethnizität in Polen (7. Oktober 2002)

Prof. Tollet ist einer der bekanntesten Erforscher der Geschichte Polens der frühen Neuzeit. In seinem Vortrag präsentierte er die Komplexität der Verhältnisse zwischen religiösen und ethnischen Identitäten im frühneuzeitlichen Polen als eine Fallstudie europäischer Konflikte zwischen religiösen und ethnisch-nationalen Identitäten. In welchem Maße besteht eine Wechselwirkung zwischen diesen zwei Typen von Identitäten? Können wir von diesem Gesichtspunkt aus von einem ost- und einem westeuropäischen historischen Modell sprechen? Die dem Vortrag folgende lebhafte Diskussion unter den etwa 30 Historikern und Politikwissenschaftlern erstreckte sich auf historische und aktuell politische Aspekte dieser Problematik.

Arnold Suppan (Universität Wien): Die Beneš-Dekrete und die AVNOJ-Bestimmungen. Zwischen Revanche und Endlösung? (18. Oktober 2002)

Zwei bis zur Gegenwart noch nicht aufgearbeitete ethnische Schockwirkungen Europas sind der Holocaust und die Aussiedlung der Deutschen. (Zum Holocaust s. vorstehend den Vortrag von István Deák.)

Prof. Suppan vermittelte einen breiten, vergleichenden Überblick über die Geschichte der verschiedenen offiziellen und offiziösen Definitionen und Interpretationen der kollektiven Verantwortlichkeit verschiedener nationaler Minderheitengruppen in Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Problematik hat im Laufe der Endphase der EU-Beitrittsverhandlungen mit den „Ostblock”-Ländern eine besondere politische Aktualität bekommen. Prof. Suppans nüchterne Darstellung dieser äußerst sensiblen historischen und politischen Fragen fand bei den Zuhörern ein sehr positives Echo. Der österreichische Botschafter war einer der aktivsten Teilnehmer an der lebhaften Diskussion der rund 60 Politiker, Historiker und Journalisten.

Umweltschutz auf der Erde, in Europa und in Ungarn (26. November 2002)

In den Vorträgen wurde ein Überblick über die Geschichte der drei Jahrzehnte des Umweltschutzes, über die Bedeutung der ersten großen internationalen Konferenz (Stockholm), dann der Konferenz von Rio de Janeiro (1992), schließlich der von Johannesburg (2002) vermittelt. Es wurden die in Europa und auf der Welt laufenden Debatten untersucht: sind die Klimaveränderungen Ergebnis der gesteigerten industriellen und Konsumententätigkeit, der nacheinander folgenden demographischen Explosionen oder aber sind sie ein spontaner Prozess in der Erdgeschichte. In der Diskussion wurde die Debatte zwischen den Politikern der europäischen Staaten und der USA und der Standpunkt der USA behandelt, die die in Europa zur Annahme vorgeschlagenen Konsumentenbeschränkungen (vor allem was den Konsum an Energie anbelangt) nicht einführen. (Vor dieser Konferenz – im Februar 2002 – wurde vom Europa Institut Budapest und vom Programmstrategische Forschungen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften bereits eine Tagung veranstaltet, auf der die sich auf Johannesburg vorbereitenden Mitglieder und Referenten der ungarischen Delegation auftraten. Die Studien der Referenten der Konferenzen von Februar und November 2002 werden jetzt im Band 20 der Reihe Begegnungen abgedruckt.) Zahl der Teilnehmer: 78 Personen.

Joseph Held (Prof. Emeritus, Rutgers University): New Approaches to the History of the Middle Ages in East Central Europe (9. Dezember 2002)

Prof. Held gehört zu den bekanntesten amerikanischen Ostmitteleuropaexperten, auf Einladung des Europa Instituts Budapest war er im Laufe des Wintersemesters bei der Redaktion unserer englischsprachigen Veröffentlichungen behilflich. Sein Vortrag fand im Rahmen unseres Projekts Europa Chronik statt, in dem die Untersuchung der Beziehungen zwischen Mensch und Natur in der europäischen Geschichte unser methodologischer Grundpfeiler ist. Aufgrund der neuesten internationalen klimatologischen Forschungsresultate hat Prof. Held wichtige wirtschafts- und sozialhistorische Erscheinungen im Ostmitteleuropa des 14.–15. Jahrhunderts völlig neu interpretiert. Das anschließende Werkstattgespräch mit etwa 15 ungarischen Historikern war für unser Projekt äußerst lehrreich.

István Csillag (Minister für Wirtschaft): Die Lage der ungarischen Wirtschaft vor dem EU-Beitritt (4. März 2003)

István Csillag ist der Wirtschaftsminister der ungarischen Regierung. Früher war er Direktor der Pénzügykutató Rt. [AG für die Erforschung des Finanzwesens]. In der privatisierten ungarischen Wirtschaft überblickte er die belebende wirtschaftliche und investierende Rolle des Staates, dann die Frage, wie die Regierung in erster Linie durch die Harmonisierung des Wirtschaftsrechts, sowie durch die Erweiterung der Infrastruktur (in erster Linie Autobahnbau und Verkehrswesen), das Auftreten von ausländischen Investoren in Ungarn unterstützen kann. Gesondert befasste er sich mit der Rolle des Budgetdefizits und der Inflation. Das übermäßige Geldausgeben des Budgets begann im Jahre 2000, dies wurde leider auch von der jetzigen Regierung fortgesetzt. Dadurch wird das Auftreten der ausländischen Investoren in Ungarn verringert.

Detailliert behandelte er die Prozesse der Weltwirtschaft, die seit zwei Jahren in Europa andauernde Rezession. Die ungarische Wirtschaftspolitik kann eine einzige Taktik haben: zur Zeit der Rezession müssen die inneren Positionen der Wirtschaftspolitik, die investitionsbelebende Tätigkeit verstärkt werden, damit die ungarische Wirtschaft an dem für 2005 zu erwartenden europäischen wirtschaftlichen Aufschwung aktiv teilnehmen kann. An der Konferenz nahmen 115 Personen teil, 21 meldeten sich in der Diskussion zu Wort. Universitätsprofessoren, Mitglieder der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, aktive Teilnehmer am Wirtschaftsleben, Unternehmer, Beamte von Ministerien.

Iván T. Berend(UCLA, Los Angeles): The Welfare State Yesterday and Today
(17. März 2003)

Nach einer kurzen Darstellung der Geschichte der Idee und der Praxis des Wohlfahrtsstaates analysierte Prof. Berend die Möglichkeiten dieser Institution im heutigen Ostmitteleuropa. Sein Vortrag und die anschließende Diskussion unter den etwa 120 Anwesenden (mit zahlreichen gegenwärtigen und früheren Ministern, Staatssekretären, Geschäftsleuten, Sozialpolitikern und Wissenschaftlern) stellte die Frage der sozialen Solidarität in den Mittelpunkt. Niemand zweifelte daran, dass dieses Prinzip ein Grundpfeiler aller modernen Gesellschaften ist, – die Frage ist die, ob dies durch stark konzentrierte staatliche Wiederaufteilung oder durch Marktmechanismen am besten zu verwirklichen ist. Prof. Berend vertrat die Meinung, dass die Furcht vor der übertriebenen staatlichen Einmischung berechtigt ist, dass aber der Wohlfahrtsstaat zu den bedeutendsten Errungenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts gehört.

Iván T. Berend (UCLA, Los Angeles): The EU Enlargement from an American Perspective (20. März 2003)

In Zusammenarbeit mit der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Prof. Berend, weltbekannter Experte der Geschichte Ostmitteleuropas, ehemaliger Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (1985–1990) und des Comité International des Sciences Historiques (1990–1995), analysierte die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekte der jetzigen, entscheidenden Phase der Osterweiterung der EU. In seiner Darstellung ist er auch auf die neuesten Entwicklungen in den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen den USA und der EU im Hinblick auf die Möglichkeiten und Interessen der ostmitteleuropäischen Länder eingegangen. In der Anwesenheit des Präsidenten, der ehemaligen Präsidenten, der Vizepräsidenten, des Generalsekretärs und vieler Mitglieder der Ungarischen Akademie der Wissenschaften kam es zu einer langen anschließenden Diskussion unter den etwa 150 Teilnehmern, wobei die möglichen langfristigen Folgen der Umstrukturierung der weltpolitischen Machtbilanz im Mittelpunkt standen.

Heinz Duchhardt (Direktor des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz):
Europäische Geschichte: ein Königsweg der Geschichtswissenschaft? (24. März 2003)

Dieser Vortrag wurde im Rahmen des gemeinsamen Projekts der Forschungsgruppe zur Europäischen Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und des Europa Instituts Budapest „Chronik Europas” abgehalten. Prof. Duchhardt vermittelte einen Überblick über die verschiedenen, im Laufe der letzten Jahrzehnte veröffentlichten Synthesen der europäischen Geschichte. Der Vortrag und die anschließende Diskussion mit der Teilnahme aller bekannten ungarischen Fachleute (etwa 35 Kollegen) führten zu der Folgerung, dass die meisten Synthesen den von unserem Projekt bevorzugten Aspekt der europäischen Geschichte (das Verhältnis zwischen Mensch und Natur) vernachlässigen.

Elemér Hankiss(Institut für Soziologie der Ungarischen Akademie der Wissenschaften): Mögliche und unmögliche Zukunftszenarios für Europa (28. April 2003)

Elemér Hankiss ist einer der international bekanntesten ungarischen Sozialwissenschaftler, der in diesem Vortrag die wichtigsten futurologischen wissenschaftlichen Werke und politischen „Visionen” der Zukunft Europas überschaut hat. Alle diese Werke wenden die meiste Aufmerksamkeit den Beziehungen zwischen Europa und den USA zu, die anschließende Diskussion (91 hochrangige Politiker, Sozialwissenschaftler, Journalisten nahmen teil) konzentrierte auch auf die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen der neuen „Einpoligkeit” der Weltpolitik.

Vom Irakkrieg wurde offen die Frage aufgeworfen: wo wird die Stellung Europas in der neuen Weltordnung sein? Der Vortrag zählt vier Szenarios in Bezug auf die Machtverhältnisse des 21. Jahrhunderts auf. Außer China, den USA und Russland behandelt er detailliert auch das mögliche Gewicht der Europäischen Union in der Weltpolitik, gesondert und betont behandelt er die Rolle, die diese in der sicherheitspolitischen Situation der Welt einnehmen kann. Eine Grundfrage der Neuordnung der Weltmacht ist: eine Europäische Union welchen Typs werden wir aufbauen? Wird die Europäische Union ein Superstaat sein, mit einer selbständigen militärischen Kraft, oder aber wird sie der lockere wirtschaftliche Verband von Staaten bleiben? Vom Referenten wurde gesondert die innere politische Ordnung der gegenwärtigen vier Großmächte behandelt (vorausgesetzt, dass auch die Europäische Union als Großmacht auftreten wird), die determinierend für die globalen Verhältnisse des 21. Jahrhunderts sein kann. Anschließend an den Vortrag meldeten sich in der dreistündigen Diskussion 31 Redner zu Wort. (Dem Vortrag folgt am 24. Juni der Vortrag „Die neue Weltordnung, Europa, sowie die Entwicklung der Energieversorgung der Welt und der natürlichen Verhältnisse”.)

Gerhard Seewann(Südosteuropainstitut, München): Wellen der deutschen Migration nach dem Zweiten Weltkrieg(29. April 2003)

Dr. Seewann hat die Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen Europa als Teil der gewaltigen europäischen Bevölkerungsverschiebungen des 20. Jahrhunderts dargestellt und hat hervorgehoben, dass auf jeden deutschen Vertriebenen und Flüchtling zwei andere in den osteuropäischen Ländern kommen, die zur gleichen Zeit ähnliche Prozesse erdulden mussten. Der Vortrag überblickte die zur Vertreibung der Deutschen führenden Motive und die diesbezüglichen heutigen historischen und politischen Diskussionen. Der Vortrag war Bestandteil des „Chronik Europas”-Projekts

 

3. Seminare, Kaffeerunde

 

2002

 

Vorstellungsgespräch mit den neuen Stipendiaten und Besprechung des Ablaufs des Semesters (24. September)

Stipendiatsreferat – Enikő Balássy (Rumänien/Siebenbürgen):Aberglaube aus ethnographischer Sicht in den Dörfern von Csik (1. Oktober)

Stipendiatsreferat – Creismeas Morgane (Frankreich):Vergleich der französisch-ungarischen Ansichten bezüglich der Auswirkungen der EU-Erweiterungspolitik auf regionale Stabilität Osteuropas (8. Oktober)

Arbeitsgespräch I. Katastrophen und Verteidigungsstrategien in der Vergangenheit und in der Gegenwart (15. Oktober)

Arbeitsgespräch II. – Aspekte der europäischen Amerikafeindlichkeit – Tafelrunde (22. Oktober)

Gastvortragender – Prof. Béla Szabó (Dekan der Juristischen Fakultät der Universität Debrecen): Neue Möglichkeiten in der Erforschung der Geschichte der ungarischen Rechtsstruktur (29. Oktober)

Stipendiatsreferat – Dr. Eva Kowalska(Slowakei): Buchpräsentation – „Protestantische Emigration aus Ungarn im 17. Jahrhundert” (5. November)

Stipendiatsreferat – Kinga German(Rumänien-Deutschland): Mittelalterliche Sakramentnischen in den siebenbürgischen Kirchen (12. November)

Stipendiatsreferat – András Balássy(Rumänien/Siebenbürgen): Minderheiten in Rumänien in der Nachkriegszeit – Gemischte Ehen (19. November)

Stipendiatsreferat – Anna Fundárkova(Slowakei): Pál Pálffy und seine Anhänger – Sozialgeschichte einer ungarischen Aristokratenfamilie (26. November)

Gastvortragende – D.Dr. Sonia Horn(Universität Wien): Staatsideen im Gesundheitswesen in der Frühen Neuzeit (3. Dezember)

Gastvortragende – Dr. Andrea Seidler (Universität Wien): Zeitschriftenwesen im Ungarn des 18. Jahrhunderts – Formen der sozialen Öffentlichkeit (10. Dezember)

 

2003

 

Vorstellungsgespräch mit den neuen Stipendiaten und Besprechung des Ablaufs des Semesters (4. Februar)

Gastvortragende – DDr. Sonia Horn(Universität Wien): CMED-Projekt im Spiegel des 6. Rahmenprogrammes – Geschichte der europäischen medizinischen Fakultäten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart (11. Februar)

Stipendiatsreferat – Mariana Borcoman(Rumänien): Mittelalterliche Institutionen im Siebenbürgen des 16. und 17. Jahrhunderts (18. Februar)

Stipendiatsreferat – Öyvind Hvenekilde Seim(Norwegen): Der serbische und kroatische Nationalismus in der Geschichte Ungarns des 19. Jahrhunderts (25. Februar)

Stipendiatsreferat – Norbert Spannenberger(Deutschland-Ungarn): Die Geschichte des Volksbundes in Ungarn (4. März)

Gastvortragender – Prof. Michael Hubenstorfer(Institut für Geschichte der Medizin/ Josephinum – Wien): Die österreichische Gesundheitsgesetzgebung im Zeitalter des Nationalsozialismus (5. März)

Stipendiatsreferat – Carl Bethke(Freie Universität – Berlin): Minderheiten in der Woiwoidschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (18. März)

Gastvortragende – Ph.D. Ulrike Gstettner(Diozösanarchiv St. Pölten): Kosmetikmarkt an der Jahrhundertwende im Spiegel der österreichischen medizinischen Gesetzgebung (25. März)

Stipendiatsreferat – Csongor Lőrincz(Rumänien): Vergleichende Analyse deutsch-ungarischsprachige Lyrik (1. April)

Stipendiatsreferat – Myra Waterbury (USA): Beyond Irredentism: The transformation of external minority policy in Hungary and Germany (8. April)

Gastvortragende – Ph.D. Sylvelyn Hähner-Rombach(Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung): – Der Aufbau und laufende Projekte im Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung; – Die Sozialgeschichte der deutschen Krankenkasse (15. April)

Gastvortragender – Dr. Gerhard Seewann(München): Typologische Grundzüge der Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen Europa (22. April)

Stipendiatsreferat – Anne Sophie Krossa(Göttingen): Traditionslinien der Identitätsstrukturen in Ostmitteleuropa im Kontext der Beitritte der EU (29. April)

Stipendiatsreferat – László Vörös(Slowakei): Ethnical and National Identitites in the Territory of Slovakia in the Years 1900–1914 (6. Mai)

Gastvortragender – Dr. Angelos Giannakopolous(Universität Konstanz): Einheit in der Vielfalt. Grundlagen einer europäischen Identitätsbildung (13. Mai)

Stipendiatsreferat – Franz Horváth(Rumänien): Zwischen Ablehnung und Anpassung. Die ungarischen Minderheiten Rumäniens 1931–1940 (20. Mai)

Stipendiatsreferat – Tibor Dömötörfi(Europa Institut Budapest): Die europäische Zivilisation – Idee und Praxis (Tagungsbericht) (27. Mai)

Abschluss des akademischen Jahres 2002/2003 (3. Juni)