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Ferenc GLATZ

Projekt „Flaggenschiff”

Die Gewässer des Karpatenbeckens

Die Rolle des „Wassers” in der ungarischen Gesellschaft

 

I. Die Bedeutung des Projekts

Die Erhaltung der Naturgegebenheiten Ungarns, die Nutzbarmachung dieser natürlichen Beschaffenheit und die Verminderung der für Menschen schädlicher Vorgänge gehören zu den strategischen Aufgaben, die von der jederzeit regierenden Staatsverwaltung und den Intellektuellenschichten der Gesellschaft übernommen werden sollen. Eine der wichtigsten, auf dem Staatsgebiet der Republik Ungarn befindlichen Naturgegebenheiten sind die reichen Wasserressourcen. Da „Wasser” als eines der „grundlegendsten Rohstoffe” des 21. Jahrhunderts (bereits der Gegenwart) zu werten ist, müssen die Möglichkeiten des nachhaltigen Zusammenlebens mit und der Nutzbarmachung von den Wasserressourcen in Ungarn vorrangig erforscht werden.

Wir betrachten die von der EU immer wieder (und eindringlicher) bevorzugt behandelten Grundprinzipien zur Umweltwirtschaft (die Grundsprinzipien betreffend den Schutz unserer Umwelt und der nachhaltigen Entwicklung) sowie zur Wasserbewirtschaftung („Wasserrichtlinien”) als maßgebend. Diesen Grundprinzipien folgend betrachten wir es als wünschenswert, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Natur im Karpatenbecken auf neue Grundlagen gestellt werden soll. Dieses neue Verhältnis – in Verbindung mit den Wasserressourcen – soll auf einer Harmonie von Erhaltung, Instandhaltung, Nachhaltigkeit und Nutzbarmachung der Oberflächen- und Grundwasserressourcen beruhen. Unter Nutzbarmachung oder Nutzung verstehen wir sowohl die Anwendung der Wasserressourcen auf dem Gebiet der Naturbewirtschaftung wie für den menschlichen Verbrauch.

Im Bereich der Wasserbewirtschaftung stehen Ungarn in den kommenden Jahrzehnten die folgenden Wasserressourcen zur Verfügung:

1.) Das von den Landesgrenzen umfasste Staatsgebiet der Republik Ungarn erstreckt sich über den unteren Teil des Karpatenbeckens. Dies ist das Einzugsgebiet der aus den Karpaten auf die ungarischen Tiefebenen herabströmenden Flüsse. Es sind zum Teil diese Oberflächengewässer, zum Teil die reichen (in ständiger Bewegung befindlichen) Grundwasserressourcen des Karpatenbeckens, die das Staatsgebiet der Republik Ungarn zu einem im gesamten Ostmitteleuropa einzigartigen Wasserressourcengebiet machen. Diese natürliche Beschaffenheit sichert den Bewohnern des Karpatenbeckens seit der letzten Eiszeit (vor 12 000 Jahren) eine ihrer Einkommensquellen. Und diese natürliche Beschaffenheit schuf die nötigen Voraussetzungen für eine reiche Pflanzen- und Tierwelt.

Diese natürliche Beschaffenheit war aber auch der Grund dafür, dass bis zum 19. Jahrhundert 26-30% des heutigen Staatsgebietes ein Wasser durchströmtes Gebiet war. Zur Zeit der bürgerlichen Entwicklung (19-20. Jahrhundert) wurden diese Gebiete durch Entwässerung besiedelbar gemacht, und es wurde versucht das Wasser aus diesen von Hochwasser bedrohten Gebieten so schnell wie möglich abzuleiten. Die Entwässerung dieser Gebiete bzw. die „Abführung” der Gewässer aus der Grossen Ungarischen Tiefebene (Alföld) wurde durch den wachsenden Bedarf an Lebensmitteln, vor allem an das für die Erzeugung von Samenprodukten erforderliche Ackerland nur noch beschleunigt. Heute besteht der Bedarf an dem Letzteren entweder gar nicht oder nur zum Teil.

2.) Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert des sich immer weiter beschleunigenden Klimawandels sein. Auch wenn die Fachexperten bislang heftig über das vermeintliche Tempo und die Art, also Temperaturrichtung –Erwärmung, Abkühlung usw. –, des Klimawandels diskutieren, ist doch eins sicher, dass nämlich unsere Region von extremen Wetterereignissen heimgesucht werden wird. Extreme Wetterereignisse mit Hinsicht auf Niederschlag: Ein Großteil des Niederschlages wird im Winter in Form von Schnee niederfallen, was zur ständigen Hochwassergefahr entlang den in den Karpatenbecken einfallenden Flüssen führen wird. Gleichzeitig wird die Sommerperiode arm an Niederschlag sein, was mit der Zeit zur langsamen Verwüstung der Grossen Ungarischen Tiefebene führen kann.

3.) Im 21. Jahrhundert wird der Bedarf an Wasser anwachsen. Der Wasserbedarf der auf geschrumpften Flächen betriebenen Lebensmittelproduktion, aber auch der Industrie wird weit größer sein als früher. Der Wasserbedarf der Bevölkerung – vor allem an gesundem Trinkwasser – wird unentwegt ansteigen. (Aber auch die Staaten, die sich für die Einführung von Wassersparmassnahmen entschieden haben, werden keine Ausnahme bilden.)

 

II. Das Ziel des Projekts

1. Koordination. Das Staatsbudget der Republik Ungarn und die verschiedenen Projekte der EU enthalten für den Bereich Wasserbewirtschaftung zahlreiche Teilprojekte. Einen bedeutenden Anteil dieser Teilprojekte werden in Ungarn vom Ministerium für Umweltschutz und Wasserwesen koordiniert. Die weiteren Teilprojekte unterstehen den örtlichen Selbstverwaltungen oder werden von Wirtschaftsgemeinschaften (s. Donau-Programm) betrieben. Das gegenwärtige Projekt setzt sich die Koordination von diesen verschiedenen Projekten zum Ziel mit Einbeziehung der in diesem Bereich tätigen Beamten der höchsten Verwaltungsebenen sowie der Fachexperten aus Wissenschaft und aus Nichtregierungsorganisationen.

Konflikte, die im Bereich Wasser-, Umweltschutz und Wirtschaftung auf dem Staatsgebiet Ungarns entstehen, können allein durch Kooperation auf zwischenstaatlicher und wissenschaftlicher Ebene und den sich in diesem Rahmen bietenden Möglichkeiten gelöst werden. Das Projekt setzt sich vorrangig zum Ziel mit Hilfe des bestehenden, für die Einzugsgebiete unserer Ströme verantwortlichen Fachverwaltungswesens die bisher ausgebauten Beziehungen in ein einheitliches System zu fassen und ein auf Kooperation beruhendes Wasserbewirtschaftungsprogramm zu erarbeiten. (2009)

2. Systematische Betrachtungsweise, systematische Ansätze. Das Projekt setzt sich zum Ziel auf der Basis des in den Jahren 1998-2002 ausgeführten großspurigen Wasserbewirtschaftungsprojektes ein auf die Wasserbewirtschaftung des gesamten Karpatenbeckens bezogenes Handlungsprogramm zu erarbeiten. (Die Basis bilden die Akademischen Strategischen Forschungen mit dem Titel „Magyarország az ezredfordulón” (Ungarn der Jahrtausendwende) unter der Leitung von Ferenc Glatz, eine Kooperation, die zwischen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und der Regierung entstanden ist. 1. László Somlyódi: A hazai vízgazdálkodás stratégiai kérdései (Die strategischen Fragen der Wasserbewirtschaftung in Ungarn); 2. Zoltán Dövényi – Zoltán Hajdú: A magyarországi Duna-völgy területfejlesztési kérdései (Fragen zur Regionalentwicklung des durch Ungarn verlaufenden Donautals); 3. István Teplán: A Tisza és vízrendszere (Die Theiss und ihr Wassersystem).

Bis zum Abschlussdatum des Projekts (2013) werden die Aufstellung eines internationalen, kompetenten Programmkomitees zur Überblickung aller Bereiche der Wasserbewirtschaftung im Karpatenbecken und die internationale Anerkennung des Projekts möglich gemacht. (Einschließlich Gesetze, Kooperationsvereinbarungen auf Verwaltungsebene.)

Der Zwang des internationalen Marktes (Überfluss an Lebensmitteln in Europa), welches im Moment als eine Benachteiligung empfunden wird, kann zu unserem Vorteil verwendet werden. Der an Wasserressourcen reiche Lebensraum und die Erzeugung von Tier- und Pflanzenkulturen in der Lebensmittelproduktion, die auf reiche Wasserressourcen angewiesen sind (Auenwirtschaftung, Fischzucht, Errichtung von Einrichtungen zur Produktion von Energie usw.), sowie die Nutzung des damit verbundenen Tourismus und der Freizeitgestaltung (Bäder, Gesundheitsinstitutionen usw.) können die Voraussetzungen für das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen werden. All dies regt zum Schaffen von neuen Lebensbedingungen an. (Diese neuen „auf die Nutzung der Wasserressourcen basierten Lebensbedingungen” wären vergleichbar mit der Lebensart der Menschen des 19. Jahrhunderts. Nur geschähe dies heute auf eine geregelte „menschenfreundliche” Weise.)

Die wohl bedachte Bewirtschaftung der Oberflächengewässer mahnt ebenfalls zur „Erhaltung” der Grundwasserressourcen, so dass die Auswirkungen des Klimawandels ausgeglichen werden können. Obwohl es als umstritten gilt, dass eine unmittelbare Beziehung zwischen den „beiden Wasserressourcen” bestehen soll, wäre durch das Anwachsen der Oberflächenwasserressourcen die Aushebung der Schichtengewässer (für die Melioration) nicht mehr unbedingt erforderlich und es würde die nachhaltige Nutzung der näher an der Oberfläche befindlichen Grundwasserressourcen ermöglichen.

 

III. Zielgruppen des Projekts

Im Folgenden verweisen wir auf die Auswirkungen des Wasser- und Umweltschutzes und der nachhaltigen Wassernutzung auf die Lebensbedingungen der Gesellschaft.

1.) Umweltwirtschaft und Umweltschutz. Die Lebensräume der kleinen Regionen – die am meisten von der Entvölkerung betroffen sind und somit der „Verwilderung” ausgesetzt sind – können somit erhalten werden, es werden Arbeitsplätze im Bereich des Gesundheitstourismus, der Freizeitgestaltung (Boots- und Angelplätze, Ausflugsorte, Sanatorien) geschaffen.

2.) Wachsende Möglichkeiten für hochwertige Lebensmittelproduktion. Zu einem wird der Wasserbedarf von Bewässerungskulturen gedeckt und zum anderen wird die Liste der hochwertigen Produkte ergänzt – ausgedehnte Flächen für Auenwirtschaftung (Tierzucht, Pflanzenanbau) und wachsende Zahl von Fischzuchtorten. (Die Letzteren könnten zur Behebung von allgemeinen Volksgesundheitsproblemen beitragen wie der übermäßige Verbrauch von Lebensmitteln mit herausragend hohem Cholesteringehalt und zum Rückgang der Anzahl von Kreislauferkrankungen führen.) Mit Hinsicht auf die Organisation und Struktur der Fischzucht sollten die Jahrhunderte lang angewandten Methoden neu überdacht werden: Anstatt der Zucht von Fischen, die in den Boden eingegrabenen Fischteichen der Großen Ungarischen Tiefebene leben und deren Fleisch ungenießbar nach Schlamm schmeckt und schlechter Qualität ist, sollte mit Hilfe von künstlichen Bauwerken auf die Zucht von Fischen – die in ständiger Bewegung gehalten werden -- in Fliessgewässern übergegangen werden.

3.) Unterstützung zur Erhaltung der Siedlungsstruktur des ländlichen Raums. Die Anzahl der lebensfähigen Siedlungen soll anwachsen und zwar mit der Abrufung der für Umweltwirtschaftung bereitgestellten Förderungsmittel durch das Schaffen von Arbeitsplätzen und durch die Unterstützung der Bereicherung der kleinen Regionen.

4.) Die Sicherung der Durchfahrt auf den Wasserverkehrswegen. Hierbei geht es in erster Linie um die Neuorganisation der Donau, aber darüber hinaus um die Neuorganisation des gesamten Wasserverkehrssystems – mit seinen Brücken, Flussüberfahrten und seinen Lebensräumen – mit Berücksichtigung der neuen Verkehrswege der EU und der neuen Siedlungsstruktur.

5.) Die Ausdehnung des Heilwasserprogramms.

6.) Beitrag zum Energieprogramm. Die Energie des 21. Jahrhunderts soll „sauber” oder so sauber wie nur möglich sein. Heute sind weltweit alle Staaten – nicht zuletzt die aus dem Kyoto-Abkommen ausgetretenen Vereinigten Staaten von Amerika – bestrebt solche sauberen Energieträger zu nutzen. Die Wasserenergie wird niemals einen führenden Platz auf der „Liste der Traum-Energieträger” einnehmen, aber diese Art der Energie kann je nach der geomorphologischen Beschaffenheit einer Region einen durchschnittlich Wert von 8-14% erreichen. Ungarn zählt wegen dem geringen Fallwinkel der Oberflächenbeschaffenheit – und somit seiner Fliessgewässer – zu den benachteiligten Ländern. Doch in Folge seiner reichen und ausgedehnten Fliessgewässer stehen auch Ungarn eine Reihe von beachtenswerten Möglichkeiten zur Nutzung der Gewässer offen.

a.) Das Anliegen des Wasserkraftwerks Bős-Nagymaros kann nicht weiter umgangen werden. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, die Tätigkeit des Fachexpertenkomitees der Ungarischen Akademie, die in 1998 plötzlich eingestellt wurde, muss fortgesetzt werden.

b.) Die Untersuchung der zukünftigen Möglichkeiten für die Anwendung des „Zwergwasserkraftwerkprogramms”, vor allem in Transdanubien und im nördlichen Teil Ungarns, auf Grund der reichen Erfahrungen in Westeuropa, scheint Erfolg versprechend. (Diese machen mit Hilfe von Bauwerken von der Bewegungsenergie der Fliessgewässer Gebrauch und ergänzen damit die örtliche Energieversorgung. Die Auffassung, die neben den großen Energieproduktionssystemen für die Deckung des Energiebedarfs vor Ort die Errichtung von zahlreichen lokalen Energiebasen anzielen würde, soll nicht außer Acht gelassen werden. Hierzu sind Energiequellen wie Wasser, Wind, örtliche organische Abfallentsorgung geeignet.)

7.) Die Flusstäler und Einzugsgebiete der zwei großen Ströme (Donau und Theiss) sollen im Rahmen des Programms separat behandelt werden.

8.) Das komplexe Donauprogramm soll ein Teilprogramm des gesamten Wasserwirtschaftsprogramms bilden und separat erarbeitet werden. Es kann zu einem der meist genutzten Anknüpfungspunkte zwischen Ungarn und der ostmitteleuropäischen Region, den Nachbarstaaten sowie der die EU anzielenden Balkanregion (West-Balkan) werden.

 

IV. Die Aufgaben des Projekts

1. Geographische und historische Gegebenheiten. Durch den Umstand, dass Ungarn im unteren Teil des Karpatenbeckens liegt, lassen sich – mit Hinsicht auf alle Tätigkeiten, die einen Einfluss auf unsere Gewässer haben – die folgenden Schlussfolgerungen ziehen.

a. Der Hochwasserschutz ist auch weiterhin – wie wir es im Folgenden sehen werden – als eine vorrangig zu behandelnde Verpflichtung anzusehen. Aber diese Verpflichtung kann nicht einfach durch den – wie im 19. Jahrhundert erfolgten – Bau von Deichen abgetan werden. Die Fluss- und Flutbetten sind durch das Volumen der Wassermengen bei Hochwasser überfordert. Der Vorschlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2000 scheint wohl überlegt: Der übermäßige Wasserzufluss bei Flut- und Hochwasser soll nutzbar gemacht werden; das Wasser soll nicht aus dem Staatsgebiet vorschnell abgeführt werden, sondern eher durch die Wiederherstellung der alten „Feuchtgebiete”, durch die Errichtung von neuen Rückhaltebecken „aufgefangen” werden. (Die Geochemie schenkt erst in letzter Zeit der wertvollen Zusammensetzung der aus den Bergen herunterströmenden Gewässer und ihrer Reichhaltigkeit an Spurenelementen größere Beachtung.) Außerdem ist die Gewährleistung eines – durch die Nutzung dieser Rückhaltebecken ermöglichte – „Wasserüberflusses” (Überfluss an nutzbaren Wassermengen) auf der Grossen Ungarischen Tiefebene erforderlich, was nur durch die Gewährleistung eines ökologisch fein abgestimmten, organischen Verhältnisses zwischen Becken und Fluss ermöglicht werden kann. (So wie dies bei der Theiβ -See in den Jahren zwischen 1970 und 1990 geschehen ist – und heute international als ein „lebendiges Beispiel” für ökologischen Naturschutz gilt.)

b. Heute sehen wir uns nicht mehr gezwungen die Binnengebiete zu entwässern. Wir benötigen nicht mehr Ackerland für die Erzeugung von Lebensmitteln als bereits vorhanden. Wir sollten – vielleicht vorübergehend – im Karpatenbecken die Felder nicht in erster Linie mit Samenprodukten bebauen, sondern diese eher für die ländliche Entwicklung und für die Erzeugung von speziellen Lebensmittelarten nutzbar machen.

2. Die Beschleunigung des Klimawandels. In Folge des sich beschleunigenden Klimawandels lassen sich die folgenden, auf die Wasserbewirtschaftung bezogenen aktuellen Aufgaben zusammenstellen.

a. Dem Hochwasserschutz soll mehr Aufmerksamkeit und Energie zugewandt werden und zwar im Sinne des oben beschriebenen: Das Fliessgewässer soll nicht so schnell wie möglich aus dem Land getrieben, also abgeführt, werden, im Gegenteil es sollen lediglich die überflüssigen Wassermengen das Staatsgebiet verlassen. Hierzu sind sowohl die Errichtung von Verbauungen wie die Geltendmachung einer modernen, nachhaltigen Wasserbewirtschaftung erforderlich. (Die Politiker müssen zur Kenntnis nehmen, dass die jugendlich gefühlsgeladenen Schösslinge der unsere Zeitgeschichte formenden Vorstellungen über den Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich des Umweltschutzes überall in der Welt beschnitten werden. Dies geschieht doch gerade aus dem Grund um die Entwicklung eines bedachten und umsichtigen Umweltschutzprogramms zu fördern. Die feindliche Haltung gegen Wasserbauwerke muss abgeschafft werden, welche durch Zufall im Jahre 1989 in Ungarn eine in immer breiteren Kreisen waltende Feindlichkeit gegenüber der Wasserbewirtschaftung auf die Ebene der Politik erhob und bis heute es nicht geschafft hat sich von dort wegzubewegen. Der Umweltschutz wird heute bereits europaweit als eine bewusste Kooperation zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen angesehen und nicht als ein Arena für die Ausfechtung von parteipolitischen Ansichten sowie für die Vorführung der Geistesblitze unruhiger Intellektuellen mit schwachen Nerven.)

b. Die extremen Niederschlagwerte und Wetterereignisse tragen zur wachsenden Häufigkeit von „Regen-Hochwasser” bei. Die geomorphologischen Gegebenheiten Ungarns und die ausgedehnten Einzugsgebiete der zwei großen Ströme (Donau und Theiss) führten in den vergangenen Jahrzehnten zur Ausbildung von zahlreichen „Klein-Fliessgewässern”. Diese eignen sich als Orte für die Errichtung von regionalen (lokalen) Wasserwirtschaftszentren, wo also eine lokale wassernahe Lebensart, und wo die für eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung benötigten Pflanzen und Tierkulturen angesiedelt werden können. Die systematische Aufstellung von solchen Wasserwirtschaftszentren und ihre vorrangige staatliche Förderung ist dadurch gerechtfertigt, dass zu einem die in Folge des Rückgangs der Lebensmittelproduktion lokal anwachsende Arbeitslosenzahl zurückgehen könnte, zum anderen die Einwohnerzahl des ländlichen Raumes gewährleistet wäre sowie die immer häufigen „Regen-Hochwasser” abgewehrt werden könnten.

c. Der in Folge von extremen Wetterereignissen (sowie der Abschaffung der Tiefpflügung des Ackerlandes) anwachsenden Binnenwassergefahr soll ebenfalls besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Es muss ein Konzept für die Nutzung des Binnenwassers (Energiegras usw.), für Dränung und Rückhaltung sowie Nutzbarmachung des Binnenwassers, ausgearbeitet werden. Die gegenwärtig im Durchschnitt 150-200 000 Hektar großen Überschwemmungsflächen sollen mit Hinsicht auf ihre möglichen „Auswirkungen” auf die Umwelt genauesten erforscht werden und die Ergebnisse dieser umsichtigen Untersuchungen müssen bei der Gestaltung der zukünftig wirksamen Wasserwirtschaftungs- und Lebensmittelproduktionsprinzipien mit bedacht werden.

3. Die Republik Ungarn im internationalen Umfeld. Die nachhaltige Nutzung der Gewässer des Karpatenbeckens und die damit verbundene Wasserbewirtschaftung kann nur mit Einbeziehung der verschiedenen Verwaltungsebenen und den Intellektuellen Ungarns und der Nachbarstaaten erreicht werden. Zur Ausarbeitung der Rahmenbedingungen für eine solche Kooperation und zur Ausführung der Aufgaben ist Ungarn bestimmt als das Land, welches im unteren Teil des Karpatenbeckens liegt. Die Förderung, Planung und Betreibung einer solchen Kooperation liegt eindeutig im Interesse Ungarns. Die Errichtung eines wirksamen Wasserwirtschaftssystems im Karpatenbecken kann ein Musterbeispiel für die von der EU so stark geförderten „grenzüberschreitenden” Projekte werden.

 

V. Zeitlicher Ablauf des Projekts

1. 28. Februar 2007 – Die Aufstellung des Programmrates mit Einbeziehung der Ministerien (Ministerium für Umweltschutz und Wasserwesen, Ministeriums für Agrarwesen und Regionale Entwicklung, Innenministerium), dem Zentrum für Strategische Forschungen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, dem Sozialforschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und dem gegenwärtig errichteten Landesweiten Regionalen Rat.

2. 30. April 2007 – Koordinationsplan des Nationalen Entwicklungsplanes und der Teilprogramme im Bereich Wasserbewirtschaftung der operativen Programme.

3. 30. Juni – 1. Oktober 2007 – Unterbreitung und Diskussion der ergänzenden Vorschläge, die über die Koordination der bis dahin ausgeführten Teilprojekte hinausweisen.

4. 30. Juni – 15. Dezember 2007 – Aufstellung und „Betreibung” des kooperativen Rates für Wasserbewirtschaftung im Karpatenbecken.

5. 2008-2013 – Reguläre und kontinuierliche Tätigkeit des Programmrates.

 

VI. Draft Budget

Das Projekt rechnet im Zeitraum 2007-2013 nach ersten Schätzungen und den Ansichten der Fachexperten mit dem folgenden Budget:

Betreibungskosten des Programmrates betragen 300 Millionen HUF (2,1 Milliarden HUF) pro Jahr, Betreibungskosten für das internationale Programmkomitee betragen weitere 100 Millionen HUF (0,6 Milliarden HUF) pro Jahr.

Für die Erarbeitung von Fachmaterialien, Studien Analysen und Plänen wird mit einer jährlichen Kostenhöhe von 1 Milliarden HUF (7 Milliarden HUF) gerechnet.

Die gemeldeten und geplanten Kosten im Zeitraum 2007-2013 betragen 9,7 Milliarden HUF.

Die oben genannten Kosten enthalten selbstverständlich nicht die anfallenden Kosten für die sog. ergänzenden Arbeiten (tatsächlichen Wasserwirtschaftungsprogramme), die der Programmrat im Laufe des Projektes erarbeiten soll.

 

VII. Synergie

a. Bereits herausgegebene Fachliteratur.

Drei der wichtigsten Werke zum Thema „Wasserbewirtschaftung in Ungarn” wurden fertig gestellt.

• A hazai vízgazdálkodás stratégiai kérdései (Die strategischen Fragen der Wasserbewirtschaftung in Ungarn). Hrsg. László Somlyódi. Budapest, 2002 A magyarországi Duna-völgy területfejlesztési kérdései, Bd. I-II. (Fragen zur Regionalentwicklung des durch Ungarn verlaufenden Donautals).
• Zusammengestellt von Zoltán Dövényi und Zoltán Hajdú. Budapest, 2002.
• A Tisza és vízrendszere, Bd. I-II. (Die Theiss und ihr Wassersystem) Hrsg. István Teplán. Budapest, 2003.

b. Organisationen

Dieses gegenwärtige Projekt könnte die fachliche Arbeit des zwischen 1997 und 2001 ausgeführten Projektes „Das Wasser im Karpatenbecken” fortsetzen. Die im Rahmen dieser früheren Zusammenarbeit entstandenen Fachgremien und -gruppen könnten – neben den Verwaltungsinstitutionen der Ministerien -- die organisatorische Grundlage des Projekts bilden. Diese sind die Folgenden:

• Komplexes Komitee für Boden- und Wasserbewirtschaftung, welches zwischen 2004 und 2006 das Monitoringverfahren des Vásárhelyi-Programms ausführte, die Fachkoordination beim Hochwasser im Jahre 2006 übernahm und die Bewegung Dialog für den ländlichen Raum betrieb. Die administrative Basis würde das Sozialforschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften übernehmen, dessen deklarierte Aufgabe die Organisation von Forschungsprojekten und Programmen ist, und dessen Präsident ich bin, Direktorin des Zentrums ist Margit Balogh. (Margit Balogh war bei den Koordinationsaufgaben der strategischen Forschungen der Ungarischen Akademie und bei der Organisation der Bewegung Dialog für den ländlichen Raum meine engste Mitarbeiterin.)

• Donau-Arbeitsgemeinschaft. In den Jahren 1997-1998 wurde innerhalb des Programmkomitees für Nationale Strategische Forschungen eine Donau-Arbeitsgemeinschaft aufgestellt, die unmittelbar unter meiner Leitung stand, und dessen Sektionskomitee die Aufgabe hatte den Plan zur Errichtung (oder Ablehnung) des Bős-Nagymaros Kraftwerkes zu untersuchen. Sowohl die Tätigkeit der Donau-Arbeitsgemeinschaft wie die des Bős-Nagymaros Sektionskomitees wurde zur Zeit der Wahlen im Frühling 1998 wegen der Überladenheit der „Kraftwerkdebatte” aufs Abstellgleis gestellt. (Die Mitwirkenden und das Sekretariat können die Arbeit jederzeit wieder aufnehmen.)

c. Programmrat

(Präsident: Ferenc Glatz) Im Rahmen eines Programmkomitees wäre eine Kooperation zwischen Fachexperten der verschiedenen Bereiche (Wasserbewirtschaftung, Regional-entwicklung, Agrarwirtschaft, Umweltschutz, Meteorologie, Erdwissenschaften, Energetik, Verkehr, Soziologie, Gesundheitswesen usw.) gewährleistet. Neben den Vertretern des wissenschaftlichen Bereichs würden die Behörden auf Regierungsebene unter der Leitung von Staatssekretär Miklós Varga (Ministerium für Umweltschutz und Wasserwesen) sowie József Váradi, Direktor der Zentralorganisation für Hochwasser- und Binnenwasserschutz Gemeinnützige Gesellschaft, und die Fachexperten für Wasserbewirtschaftung der ihnen unterstehenden Institutionen, die Vertreter des Ministeriums für Agrarwesen und Regionale Entwicklung und des Innenministeriums (Regional- und Raumentwicklung, Melioration usw.) vorrangig in die Tätigkeit des Programmkomitees einbezogen werden.

 

Ferenc Glatz,
Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften,
Präsident des Nationalen Komitees für Boden- und Wasserbewirtschaftung