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Slowakisch-ungarisches Historikertreffen in Budapest

11. Oktober 2007

(Gemeinsame Veranstaltung des Institutes für Geschichte der UAW, der Redaktion der

Zeitschrift „História” und des Europa Institutes Budapest)

Die östliche Erweiterung der EU im Jahre 2004 setzte die historische Beurteilung der Vertreibung der deutschsprachigen Bürger der Jahre 1945–47 auf ihre Agenda, ebenso wie auch die Debatte über die Restitution der noch heute lebenden Vertriebenen. Es ist wohl bekannt, dass Tschechien sich entschieden von jeglicher Form der finanziellen Restitution distanzierte und auch nicht bereit war die Verjährung der Dokumente anzuerkennen, die damals die Vertreibung in die Wege leiteten, wie sie auch nicht gewillt war den Vertriebenen gegenüber jegliche Form der moralischen Entschädigung zu leisten. (Die Debatte über die Beneš-Dekrete löste auch in der deutschen und österreichischen Geschichtsschreibung heftige Diskussionen aus.) Es wurde sowohl den Ungarn als auch den Deutschen, die auf dem Staatsgebiet der Tschechoslowakei lebten, zur gleichen Zeit die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft weggenommen; es wurden die, die als Faschisten abgestempelt wurden, enteignet; und ein Teil wurde in die tschechischen Gebiete des Landes, ein weiterer Teil im Rahmen der slowakisch-ungarischen Bevölkerungsaustausches nach Ungarn umgesiedelt. (Nach 1920 lebte die zahlenmäßig bedeutende ungarischen Minderheit auf den slowakischen Gebieten.) Jetzt kam es zu einem Personenwechsel beim Parteivorstand der slowakischen ungarischen Partei, und die neuen Leiter der Partei setzten die finanzielle und moralische Restitution auf ihre Agenda. Dies war der Auslöser der Debatte über die Beneš-Dekrete in der slowakischen und ungarischen Geschichtsschreibung.

Das Institut für Geschichte der UAW, die Redaktion der Zeitschrift „História” sowie das Europa Institut Budapest haben den gemeinsamen Entschluss gefasst eine Konsultationsreihe mit Einbeziehung der slowakischen Historiker zu starten, und eine thematische Ausgabe der „História” diesem Thema zu widmen (2007/8), hierin soll auch ein slowakischer Historiker zu den Aussiedlungen Stellung nehmen. Im Rahmen dieses gemeinsamen, bilateralen Vorhabens waren die Teilnehmer der Delegation der slowakischen Historiker in Budapest Gäste der drei Veranstalter. Von Seiten des Institutes für Geschichte der Slowakischen Akademie der Wissenschaften waren der Direktor, Slavomír Michálek, sowie seine Mitarbeiter Valerij Bystricky und Eva Kowalska anwesend. Das Institut für Geschichte der UAW wurde von den Stellv. Direktoren Attila Pók und László Csorba und von Zoltán Szász, Mitpräsident des Wissenschaftlichen Beirates des Instituts vertreten.

Im Rahmen des in Komorn an der Universität organisierten Landesforums der Ungarischen Koalitionspartei hielt Direktor Ferenc Glatz einen Vortrag mit dem Titel „Nationalstrategien im 21. Jahrhundert” (vor 325 Gästen). In seinem Vortrag gab er eine Ausführung darüber, dass die Erweiterung der EU die Herausbildung einer neuen Minderheitenpolitik bewirken sollte, sowohl von Seiten der neuen Staaten (die Slowakei, Ungarn bzw. nunmehr Rumänien) als auch von Seiten der Minderheitenparteien (Ungarische Koalitionspartei bzw. Demokratische Allianz der Ungarn in Rumänien). Es muss zur Kenntnis genommen werden, dass wir mehr gemeinsame als gegensätzliche Interessen haben. 200 Jahre lang waren die Interessengegensätze, die maßgebend waren, jetzt sind es aber die gemeinsamen Interessen. Er verwies auf die gemeinsamen Interessen der kleinen Völker innerhalb unserer gemeinsamen neuen Heimat, die Europäische Union. Er verwies auf die Möglichkeiten in Verbindung mit den großen, Grenzen überschreitenden Projekte, deren Verwirklichung das Leben der hier lebenden Völker für Jahrhunderte bestimmen kann. (Der Ausbau von Verkehrssystemen, gemeinsame Wasserbewirtschaftungsprogramme im Zeitalter des Klimawandels, die Regelung der Migrations- und Arbeitnehmerbestimmungen, regionale Bildungs- und Gesundheitspolitik, gemeinsame Vertretung der regionalen Präferenzen innerhalb der EU).