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Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 6:75–78.

TIBOR BALLA

Die Organisation der Honvéd-Artillerie in den Jahren 1912–1914

 

Die Geschichte dieser Waffengattung erforschte ich nur bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Ihre Tätigkeit während des Krieges erfordert noch weitere vertiefte Forschungen.

Wir müssen kurz die Vorgeschichte der Aufstellung dieser Artillerie zusammenfassen.

Im Jahre 1867 entstand als Ergebnis des Ausgleiches die Österreichisch- Ungarische Monarchie. Im Rahmen der Reformierung des Heerwesens der Donaumonarchie wurde ein Jahr später die königlich ungarische Landwehr aufgestellt. Die Honvéd verfügte nur über zwei Waffengattungen – Infanterie und Kavallerie. Deshalb blieb im ungarischen Abgeordnetenhaus noch jahrzehntelang ständig auf der Tagesordnung jener Wunsch nach der Aufstellung der Artillerie erhalten. Da die Honvéd-Artillerie bis 1912/13 nicht bestand, war die Kriegsleitung bestrebt, diesen Mangel so zu beheben, dass die Artillerietruppen des gemeinsamen Heeres – in welche selbstverständlich auch ungarische heimatberechtigte Militärpflichtige assentiert wurden – im Frieden beziehungsweise auch im Falle der Mobilisierung bei einem Kriegskonflikt den Honvéd- Einheiten zugeteilt wurden.

Das Bestehen der im Rahmen der Königlich-Ungarischen Landwehr im Jahre 1872 aufgestellten /Mitrailleuse/ Abteilungen, die prinzipiell die Artillerie ersetzten und ihre Abschaffung nach drei Jahren änderte an der bestehenden Lage nichts.

Man kann in den Schriftstücken von 1912 viele sogenannte Aufstellungspläne in deutscher und in ungarischer Sprache auffinden. Charakteristisch für jene ist, dass diese mit der aktiven Mitwirkung des kaiserlichen und königlichen Heeres rechnen.

Auch die Kriegsereignisse auf dem Balkan zwangen die Kriegsführung der Donaumonarchie zum baldigen, beschleunigten Beginn der Aufstellung.

Kaiser Franz Josef genehmigte am 30. November 1912 das Dokument Allgemeine Anordnungen betreffs Aufstellung der königlich ungarischen Honvéd-Artillerie. Auf Grund der darin festgelegten Prinzipien geschah die Aufstellung der Einheiten der Artillerie. Das ging folgendermaßen vor sich: die aus Ungarn ergänzten Regimenter (die 10–21. und die 34–39. Feldkanonen- sowie die 4–7. und die 12–13. Feldhaubitzregimenter) der k. u. k. Artillerie – Brigadekommandanten des 4., 5., 6., 7., 12., 13. Armeekorps – stellten im Januar 1913 die Stäbe der Formationen, die Batterien und andere Teile der Truppenkörper wurden aber erst im Februar aufgestellt. Im Allgemeinen 23 gemeinsame Artillerieregimenter organisierte eine Honvéd-Einheit. Zum Beispiel das 1. Budapester Honvéd-Feldkanonenregiment stellten die 10., 11., 12. Kanonenregimenter des Budapester 4. Armeekorps – dessen Gebiet mit dem 1. Honvéd-Distrikt gleich war – auf. Nach jahrzehntelangem Pläneschmieden konnte endlich am 1. März 1913 die königlich ungarische Honvéd-Artillerie zustande kommen.

Es wurden 1913 2 Feldkanonenregimenter (das 1. und das 8.) mit je 5 Batterien sowie 8 selbständige Feldkanonendivisionen mit je 2 Batterien organisiert, das bedeutete insgesamt 26 Batterien.

Das Honvéd-Feldkanonenregiment bestand im Frieden aus dem Regimentsstab, aus zwei Divisionsstäben, aus bei den Divisionen befindlichen zwei Wirtschaftsämtern, aus den Batterien, aus dem Munitionsparkkader, aus dem Ersatzkader und aus der zu dessen Matrikelstand gehörenden Materialverwaltungskommission.

Die selbständige Kanonendivision gliederte sich in den Divisionsstab, in zwei Batterien sowie in den vereinigten Munitionspark- und Ersatzkader.

Die Wirtschaftsämter sorgten für die Materialversorgung und versahen finanzielle Obliegenheiten. Die Materialverwaltungskommissionen versahen die Evidenzführung und den Ersatz des Artillerie- sowie Trainmaterials.

Diese Organisation unterschied sich in einem eventuellen Krieg von den vorangehenden darin, dass die Einheit ein Munitionsparkkommando – das bedeutete 4 Infanterie- und 4 Kanonenmunitionskolonnen – sowie eine Ersatzabteilung und eine Ersatzbatterie aufstellen musste. Die Ersatzformationen blieben zurück und waren befugt, den Verlust zu ersetzen, die nötigen neuen Truppenkörper zustande zu bringen.

Kaum standen die Einheiten der Honvéd-Artillerie auf, war ihre weitere Vermehrung, Erweiterung bereits auf der Tagesordnung. Der Herrscher genehmigte am 25. August 1913 den Plan, am 1. April 1914 neue Honvéd-Artillerietruppen aufzustellen. Die Durchführung der Umorganisierung geschah folgenderweise: im November/Dezember 1913 konstituierten die Stäbe die neuen Feldkanonenregimenter Nummer 2–7. und die 1. Reitende Artilleriedivision. Im Rahmen der Honvéd-Artillerie wurde das 7. Feldkanonenregiment von den 1. und 2. Feldkanonendivisionen, das 4. Kanonenregiment von den 3. und 4. Kanonendivisionen, das 5. Kanonenregiment von den 5. und 6. Divisionen, das 6. Kanonenregiment von den 7. und 8. Divisionen, mittels der aus den einzelnen Kanonendivisionen abziehenden Batterien und Aufrüstung der 2. beziehungsweise 3. Kanonenregimenter aufgestellt. Die reitende Kanonendivision wurde von den k. u. k. 6. und 7. reitenden Artilleriedivisionen (Standort Miskolc und Kisszentmiklós) zustande gebracht.

Zwei von den Regimentern verfügten nur über 3 Batterien, ein Regiment über 5, die anderen über 4 Batterien mit je 6 Geschützen. Die reitende Kanonendivision hatte bloß 3 Batterien mit je 4 Geschützen.

Die reitende Artilleriedivision bestand aus einem selbständigen Divisionsstab, aus dem Wirtschaftsamt der Division, aus den Batterien sowie aus dem Munitionspark- und Ersatzkader.

Die organisatorische Gliederung der Honvéd-Artillerietruppen war gleich mit den Artillerieformationen der k. u. k. Armee. Die Kriegsleitung führte bei der Honvéd die 8 cm Feldkanone Muster 5 ein. Es war natürlich ein Rohrrücklaufgeschütz.

Die Honvéd-Artillerieformationen waren taktisch den im Friedens Ordre de Batallie vorgesetzten Honvéd-Distrikt- bzw. Infanterie- oder Kavalleriedivision-Kommandanturen, hinsichtlich der Ökonomie-Verwaltung, der Ergänzung, der Unterbringung und der Mobilisierung dem Distriktkommando, hinsichtlich der Ausbildung und der Artilleriematerial-Verwaltung dem Honvéd-Artillerieinspektor unterstellt. Die Distrikt- und die Divisionskommandanten konnten die Ausbildung und die militärische Verwaltung der zugeteilten Artillerietruppen inspizieren.

Direkter Vorgesetzter der Honvéd-Artillerie war der im Oktober 1912 ernannte k. u. k. Generalmajor Ernst Kárász, Honvéd-Artillerieinspektor, der bis 1917 diesen Posten einnahm. Im Stand des Inspektorats waren 1913 zwei Offiziere u (ten. Der Inspektor war dienstlich dem Honvéd-Oberbefehlshaber (zwischen 1905–12 Vilmos Klobucar General der Kavallerie, von 1913 Franz Rohr, General der Kavallerie) beziehungsweise durch ihn dem Landesverteidigungsminister (Baron Samuel Hazai) unterstellt. Er musste den Personalstand, die Ausrüstung, die Ausbildung der Honvéd-Artillerie inspizieren, außerdem hatte er Inspizierungsrecht über die Truppenkörper, Equitationen, über das Honvéd-Zentralwaffendepot, über die Artillerieklasse der Ludovika Akademie. Während der jedes Jahr gehaltenen Inspizierungen überzeugte er sich von der fortlaufenden theoretischen und praktischen Ausbildung der Offiziere und der Mannschaft sowie von der Kriegsverwendbarkeit der Pferde und der Artilleriematerialen der Truppenkörper. Über die Unvollkommenheiten und die Ergebnisse der Inspizierungen musste er seinem Vorgesetzten eine Meldung schreiben. Er sollte sogar an jeder Übung der Artillerie teilnehmen, auch die Begutachtung des Personalstandes abwickeln.

Der Friedensstand einer Honvéd-Feldkanonenbatterie im Jahre 1913/14 betrug 104, der Honvéd reitenden Kanonenbatterie 111 Soldaten. In Russland zählte eine Batterie 184 bzw. 180, in Frankreich 113 beziehungsweise 178, in Deutschland 128 und 141 Menschen.

Die Honvéd-Kanonenbatterie verfügte zur gleichen Zeit über 48 Pferde und 6 Geschütze, die reitende Kanonenbatterie über 106 Pferde und 4 Geschütze, eine deutsche Batterie über 75 Pferde und 6 Geschütze, die russische Batterie über 49 Pferde und 8 Geschütze.

Zum Kriegsstand einer Honvéd-Feldkanonenbatterie gehörten 1914 6 Offiziere, 1 Fähnrich, 167 Soldaten, 137 Pferde, 6 Geschütze, 13 Fuhrwerke, zu einer reitenden Batterie 5 Offiziere, 1 Fähnrich, 170 Menschen, 178 Pferde, 4 Geschütze und 11 Fuhrwerke.

Ende Juli 1914 konnte die Führung der Honvéd-Artillerie in 34 Batterien 198 Geschütze aufstellen. Die kaiserlich königliche Landwehr hatte insgesamt 32 Batterien. Gemäß meiner Forschungen verfügte die Österreich-Ungarische Monarchie zu Beginn des Weltkrieges gemeinsam mit der Honvéd-Artillerie über 441 Feld- und Gebirgsbatterien sowie 23 ganze und ein halbes Bataillon Festungsartillerie. Das bedeutete insgesamt 2840 Geschütze.

Im Sommer 1914 hatte jede Division des Heeres der Donaumonarchie ein Regiment mit einer Artilleriebrigade inbegriffen, die aus drei (2 Kanonen- und 1 Haubitz-) Divisionen bestand, jeweils mit 8 Batterien mit je 6 Geschützen, das bedeutete 48 Geschütze. Die dem Armeekorps direkt unterstellte Artillerie bildete eine 15 cm Schwerhaubitzdivision in zwei Batterien mit je 8 Geschützen, so hatte das Korps 104 Geschütze. Davon waren 60 Stücke leichte 76 mm Feldkanonen.

In Deutschland gehörten einer Artilleriebrigade 2 Regimenter mit 4 Divisionen an, diese bestanden aus 12 Batterien mit je 6 Geschützen, so hatte die Infanteriedivision 72, das Armeekorps 160 Geschütze. Das Korps verfügte über 52 Haubitzen mit mittelgroßem und großem Kaliber.

In Frankreich bestand das der Infanteriedivision unterstellte Artillerieregiment aus 3 Divisionen, gebildet von 9 Batterien mit je 4 Geschützen, das heißt 36 Leichtkanonen, sowie Artilleriekraft in der direkten Unterordnung des Armeekorps mit 48 Mittel- und Schwergeschützen. Es standen dem Kommandanten somit insgesamt 120 Artilleriewerkzeuge zur Verfügung.

In Russland hatte die Artilleriebrigade der Infanteriedivision ein Regiment mit 2 Divisionen, diese hatten 6 Batterien mit je 8 Geschützen. Die Zahl der Geschütze lag ebenso hoch wie bei den Divisionen der Monarchie. Das russische Armeekorps verfügte über 112 Geschütze, davon waren nur 16 Schwerhaubitzen, weil die Divisionen nur mit leichten Geschützen bewaffnet waren.

Da im August 1914 die Zahl der Soldaten und die Anzahl der Geschütze bei der Honvéd-Artillerie gleicherweise gering waren, reichte auch ihre Feuerkraft nicht aus. Die Kriegsleitung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war gezwungen, den Honvéd-Infanteriedivisionen 29 k. u. k. Feldkanonenbatterien zuzuteilen. Jeden Infanteriedivisionen gehörten mit deren Nummerierung abgestimmte Feldartillerie – Brigadekommanden an. Jede Brigade bestand aus einem königlich ungarischen Kanonenregiment und 12 gemeinsamen Kanonendivisionen, also aus 69 Batterien.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach die friedliche Entwicklung der Honvéd-Artillerie und öffnete zugleich ein neues Kapitel im Leben dieser Waffengattung.